Die Obsession der Puppe in der Fotografie
Hans Bellmer, Pierre Molinier, Cindy Sherman
Abstract
Künstliches Geschlechtswesen oder Geschöpf aus Fleisch und Blut? Diese Verunsicherung, die Fotografien geschlechtlich ausgestatteter Puppen evozieren können, resultiert aus dem Prinzip der Verdopplung: Die Puppe ist unser Doppelgänger, die Fotografie entsteht als indexikalische Lichtspur der »Wirklichkeit« und das Geschlecht ist Effekt performativer Wiederholungen. Aufgrund ihrer strukturellen Analogien ziehen sich alle drei Instanzen regelrecht an und potenzieren sich in ihrer unheimlichen Qualität. Denn jedes Double verfügt über das Potential, vertraute Vorstellungen zu bestätigen und in Frage zu stellen. Die fotografierte Puppe scheint den authentischen Körper bzw. das Geschlecht zu präsentieren und führt gleichzeitig beides als Artefakt vor. Auf der Suche nach dem echten Körper treffen wir nur auf seinen Stellvertreter. In diesem Wechsel zwischen wahr und falsch wird das fotografische Puppenbild gleichsam zur aktiven Instanz, die uns unsere Erwartungshaltung und Wahrnehmungsmuster vorführt. Die Analyse der fotografischen Arbeiten Hans Bellmers, Pierre Moliniers und Cindy Shermans spürt den Obsessionen der Puppe nach, die Künstler/innen wie Betrachter/innen nicht mehr loslässt.
Keywords
Puppe; Fotografie; Hans Bellmer; Pierre Molinier; Cindy Sherman; Kunst; Kunstgeschichte des 20. Jahrhunderts; Kunstgeschichte des 21. Jahrhunderts; Körper; Kunstwissenschaft; Photography; Arts; Art History of the 20th Century; Art History of the 21st Century; Body; Fine ArtsDOI
10.14361/9783839405017ISBN
9783899425017Publisher
transcript VerlagPublisher website
https://www.transcript-verlag.de/Publication date and place
Bielefeld, 2006Series
Kultur- und Medientheorie,Classification
Media studies