Hungerkrisen - Genese und Bewältigung von Hunger in ausgewählten Territorien Nordwestdeutschlands 1690-1750
Abstract
For the people in the Early Modern Age, famines were regularly recurring phenomena. So not less than eight of these crises happened in the areas of Lower Saxony between 1690 and 1750, which had a lasting impact on various aspects of life for the contemporaries. Therefore topics of different historical subdisciplines like economic, social, cultural and environmental history are dealt with in this dissertation. Thus, this thesis aims to bridge the gap between climatically and socially determined patterns of hunger. With the help of the concept of vulnerability it is shown that hunger crises can neither be ascribed to natural processes nor human operations exclusively. In fact they were the outcome of a chain of human-nature-interactions and were perceived as such by the contemporaries. A further emphasis of this book is put on the examination of contemporary coping strategies. The hereby worked out explanatory and interpretive models proved to be determining how the contemporaries tried to cope with hunger on a personal and joint level. Regarding the latter it is shown that famines played a decisive role in the consolidation of leadership in the Early Modern Age. Because of their regular recurrence they worked as focal points of the negotiation of sovereignity between authorities and subjects more than any other crisis situation in this process. Hungersnöte und Teuerungen waren für die Menschen der Frühen Neuzeit regelmäßig wiederkehrende Phänomene. So ereigneten sich zwischen 1690 und 1750 nicht weniger als acht derartige Krisen im niedersächsischen Raum, welche sich umfassend auf verschiedene Lebensbereiche der Zeitgenossen auswirkten, weshalb Themen unterschiedlicher historischer Subdisziplinen wie der Wirtschafts-, Sozial-, Kultur- und Umweltgeschichte in dieser Arbeit behandelt werden. Dieses Buch versteht sich dabei als ein Beitrag zur Überwindung der Frontstellung von klima- und sozialdeterministischen Hungermodellen. Mithilfe des Konzeptes der Vulnerabilität wird dargestellt, dass sich Hungerkrisen weder rein auf natürliche Prozesse noch rein auf das menschliche Agieren zurückführen lassen. Vielmehr waren sie das Produkt einer Kette von Mensch-Natur-Interaktionen und wurden von den Zeitgenossen auch so wahrgenommen. Ein weiterer Schwerpunkt dieser Arbeit liegt auf der Untersuchung zeitgenössischer Bewältigungsstrategien. Die herausgearbeiteten Erklärungs- und Deutungsmuster erweisen sich dabei als bestimmend dafür, wie die Zeitgenossen auf persönlicher und gemeinschaftlicher Ebene versuchten, die Krisen abzuwenden. Hinsichtlich letzterem zeigt sich, dass Teuerungen im Herrschaftsverdichtungsprozess der Frühen Neuzeit eine besondere Rolle besaßen. Sie dienten aufgrund ihrer regelmäßigen Wiederkehr stärker als andere Krisensituationen als Kristallisationspunkte des „Aushandelns von Herrschaft“ zwischen Untertanen und Obrigkeiten in diesem Prozess.
Keywords
Early Modern Age; famine; human-nature-interactions; Deutsche Partei; Frédéric Déhu; Hauptquartier; Regional-Express; SuloDOI
10.17875/gup2016-994ISBN
9783863952907OCN
982244842Publisher
Universitätsverlag GöttingenPublication date and place
2016Classification
Biology, life sciences