Der Engel in der Moderne
Eine Figur zwischen Exilgegenwart und Zukunftsvision
Abstract
Die anhaltende Präsenz von Engeln in der Moderne wurde oft auf ein gesteigertes Trostbedürfnis zurückgeführt. Die Engelsfigur ist aber nicht bloß statisches Überbleibsel einer verlorenen Glaubensgewissheit. Vielmehr steht sie in einer produktiven Beziehung zu zentralen geschichtsphilosophischen, politischen und medienästhetischen Fragen der Zeit. Die vorliegende Studie geht den Zusammenhängen zwischen Engelsfigur und Moderne-Diskurs entlang eines Spannungsbogens nach, der von Reflexionen eines metaphysischen Exils Anfang des 20. Jahrhunderts über die Zuspitzung existentieller Bedrohung im Ersten und Zweiten Weltkrieg bis zum Undarstellbarkeitstopos des Holocaust verläuft. Dabei wird deutlich, dass der Engel auf vielfache Weise als Verursacher und gleichzeitig als zukunftsgerichteter Überwinder moderner Formen des Exils auftritt – als Figur, die geschichtsphilosophische Brüche herbeiführt und individualbiographische Traumata sichtbar macht; die die moderne Deformation des Menschen illustriert und wahlweise zu heilen oder voranzutreiben versucht; und die schließlich neue politische Ordnungen entwirft und sie als ästhetische Metalepse bereits in der Exilgegenwart veranschaulicht.
Keywords
Angel; Literary StudiesDOI
10.1515/9783110552621ISBN
9783110552621, 9783110729665, 9783110729856, 9783110552621Publisher
De GruyterPublisher website
https://www.degruyter.com/Publication date and place
Berlin/Boston, 2022Imprint
De GruyterSeries
Studien zur deutschen Literatur, 227Classification
Biography, Literature and Literary studies
Literary studies: general
Literary studies: c 1900 to c 2000