«Viele Anspielungen gehen ohnehin verloren»
Autofiktion und Intertextualität in Max Frischs «Montauk»
Author(s)
Affolter, Hanspeter
Collection
Swiss National Science Foundation (SNF)Language
GermanAbstract
In seiner Erzählung "Montauk" (1975) inszeniert Max Frisch autobiografische Fakten mit den Mitteln fiktionaler Literatur; eine Kombination, die sich als Autofiktion beschreiben lässt. Besonders interessant sind die intertextuellen Bezüge, mit denen Frisch in "Montauk" Biografisches erzählt. Denn diese Verweise spielen nicht nur auf andere Texte an, sondern sind in eins damit auch bedeutsam im Hinblick auf jene Teile der Autorbiografie, die nur indirekt und ganz dezent angedeutet werden können. Indem die Studie verschiedene intertextuelle Anspielungen untersucht – etwa auf Philip Roths "My Life as a Man", auf Ingeborg Bachmanns "Undine geht" und ihre Erzählung "Simultan", auf Frischs eigene "Skizze eines Unglücks" oder auch auf die Orestie des Aischylos –, strebt sie ein genaueres Verständnis von Frischs autofiktionaler Selbststilisierung an. So lässt sich die Arbeit am Bild, das Frisch seiner Leserschaft vermitteln wollte, nicht nur dort verfolgen, wo er autobiografische Dokumente retuschiert, um eine etwas geschönte Version seiner Vergangenheit zu präsentieren, sondern auch an der Art und Weise, wie er Bekenntnisse tief unter die Textoberfläche versenkt, ausgesparte Informationen erschliessbar macht oder auch Neues hinzuerfindet – beispielsweise den Namen seiner jungen Begleiterin, Lynn. Besonderes Gewicht erhält in der Studie die gendertheoretisch motivierte Frage nach Frischs Selbstinszenierung als Mann, die größtenteils über die verschiedenen in "Montauk" beschriebenen Liebesbeziehungen zu Frauen verläuft.
Keywords
Max Frisch; Montauk; Autofiktion; Intertextualität; Ingeborg Bachmann; Philip Roth; Männlichkeit; Donald BarthelmeDOI
10.33057/chronos.1499Publisher
Chronos VerlagPublisher website
https://www.chronos-verlag.ch/Publication date and place
Zürich, 2019Classification
Literary studies: c 1900 to c 2000